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Konstantin Popovic, unser Mann in Singapur - er machte Kampagnen für die berühmtesten Weltunternehmen, berät sie nun im Bereich der Nachhaltigkeit und hat eine Botschaft für serbische Unternehmen

Quelle: cirkularnaekonomija.org Dienstag, 07.03.2023. 14:27
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Podeli
(FotoBob Ghost/Unsplash)
Wenn sein Vater kein Stipendium für Doktoranden in Deutschland erhalten hätte, würde das Leben von Konstantin Popovic heute wahrscheinlich ganz anders aussehen. Aber das Leben schreibt Romane, so kam es dass der in Novi Sad geborene Junge im Alter von drei Jahren nach Berlin zog. Nachdem er in Deutschland aufgewachsen war, führte ihn das Leben an verschiedene Orte, so dass er sich in den letzten Jahren er sich in Singapur niederließ, wo er nach Jahrzehnten in der Werbebranche seine eigene Beratungsfirma gründete.

"Der Geschäftsführer der Agentur Grey Konstantin Popovic gründete eine Beratungsfirma für den Nachhaltigkeitsbereich in Singapur" - gerade diese Nachricht, die beim berühmtesten asiatischen ökologischen Standort Eco Business veröffentlicht wurde, führte uns zu diesem Mann mit einer imposanten Biographie.

Dem Gespräch für das Portal Kreiswirtschaft stimmte er sofort zu, dabei nicht die Freude versteckend, dass er für die Medien aus seinem Herkunftsland sprechen kann. Wir haben über das Leben in Singapur gesprochen, das manchmal wie ein Land der Zukunft aussieht, die Gründe, warum er den Job in der Werbung verließ, über Greenwashing, und die Verantwortung großer Unternehmen.

Popovic erklärte uns, dass sein Serbisch schlecht ist, weil er in Deutschland aufgewachsen ist. Er verheimlichte nicht, dass alle Umzüge, die in den Jahren folgten, sowie die Tatsache, dass seine Eltern immer noch in Berlin leben, dazu beigetragen haben, den Kontakt mit Serbien zu verlieren.

- Jedoch, in den letzten sechs Monaten, mit dem Beginn meiner neuen Karrierereise, verbinde ich mich irgendwie auf magische Weise wieder mit Serbien. Ich traf in Singapur einen serbischen Kollegen, der sich auch mit diesem Thema befasst, dann fand ich einen Designer für die Website in meiner Heimatstadt Novi Sad, und jetzt fühle ich mich geehrt, mit Ihnen für cirkularnaekonomija.org zu sprechen - sagt der ehemaliger Werbungsleiter und derzeitiger Berater auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit.

Und wie fing alles an? Seine Karriere zusammenfassend, erinnert sich unser Gesprächspartner daran, dass er gegen Ende des Internationalen Wirtschaftsstudiums entschloss, sich in der Werbung umzusehen und es in der BBDO -Werbeagentur zu versuchen, weil er die Kreativität und Vielfalt der Menschen, mit denen er zusammenarbeitete, mochte. Die schnelle Entwicklung von Internetunternehmen ermöglichte es ihm, 1999 nach Chicago und danach nach New York zu ziehen.

- Ich habe 16 Jahre in den USA verbracht, was fast bedeutet, dass ich ein kleiner Amerikaner wurde. New York mochte ich so sehr, dass ich nie gedacht hätte, dass Asien unser nächstes Ziel sein könnte. Aber dann tauchte eine großartige Gelegenheit in der Gray Agency in Singapur auf, also zog ich mit meiner Frau über die Hälfte der Welt um. Die letzten acht Jahre sind wir in Südostasien, und bevor ich mich selbständig machte, war ich Geschöftsführer bei der Grey Agentur in Singapur - erzählt uns Popovic weiter.

Nach drei Jahrzehnten in der Werbung haben Sie Impact3P in Singapur gegründet, das Beratungsdienste im Bereich Nachhaltigkeit, Kohlenstoffberechnung und ESG -Berichterstattung anbietet. Warum haben Sie sich entschieden, die Werbeagentur zu verlassen und ein Unternehmen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu gründen?

- Es wäre falsch, wenn ich jetzt sagte, ich wollte mich schon immer mit diesem Thema beschäftigen. Zum Zeitpunkt der Pariser Vereinbarung war ich etwas unbelehrt. Der erste Auslöser ereignete sich, als wir Ende 2019 engagiert wurden ein Werbungsserial für das Ministerium für Nachhaltigkeit und Umwelt in Singapur durchzuführen. Eine der Aufgaben war es, eine Kampagne zu schaffen, um das Bewusstsein für die Klimakrise zu schärfen. Damals fing ich an, das Thema zu studieren, aber der wahre Erwachensruf trat auf, als ich mich der Organisation Ala Gora, Climate Reality Projection anschloss. Zu dieser Zeit habe ich in unserer Agentur einen nachhaltigen Grey-Bereich aufgebaut, der sowohl eine interne Bewegung war, als auch eine Kundendienstleistung. Letztes Jahr habe ich 30 Jahre in der Werbung gefeiert, daher war es der richtige Zeitpunkt, eine neue Reise zu starten und meiner Leidenschaft zu folgen. In gewisser Weise ist der Impact3P die erste Version von dem, was ich in den nächsten 30 Jahren machen möchte - einen Einfluss auf die Welt zu erzielen.

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, erwarten wir als Verbraucher am Meisten von jenen Unternehmen, die den größten Einfluss auf die Umwelt haben. Während der Marketingkarriere haben Sie mit vielen großen Unternehmen zusammengearbeitet. Was ist Ihr Eindruck - ob diese Unternehmen bereit sind für echte Veränderungen in der Art und Weise, wie sie Geschäfte machen, um die Umwelt zu schützen, oder ist ihr Fokus nur auf Marketing, auch wenn er unehrlich wäre?

- Trotz des Risikos, in die Verallgemeinerung zu fallen, sehe ich drei Arten von Zugang. Die erste Gruppe besteht aus Unternehmen, die erhebliche Geldbeträge für nachhaltiges Marketing, PR und Lobbying ausgeben. Je mehr sie ausgeben, desto mehr sollten wir misstrauisch sein. Glücklicherweise ist die kritische Beobachtung, wenn es um Greenwashing geht, insbesondere in Europa auf hohem Niveau. Eine andere Art von großen multinationalen Unternehmen sind die, bei denen es Verständnis dafür gibt, dass die Nachhaltigkeit eine operative Transformation ist, die sich zunächst mit der Liefer- und Produktionskette befasst und erst dann um das Marketing kümmert. In der dritten Gruppe befinden sich Unternehmen, die sich mit weit verbreiteten Konsumgütern befassen, und die an operativen Lösungen arbeiten und auch die Verbraucher ermutigt, sich damit zu befassen. Dies ist eine bedeutende Aufgabe, da das Marketing die Macht hat, Verhaltensänderung zu beeinflussen. Beispielsweise hat P & G viel gute Arbeit in Bezug auf Vielfalt und Inklusion in den Vereinigten Staaten geleistet.

Wenn ein großer Getränkehersteller seine Plastikflaschen als vollständig recycelbar bewirbt, obwohl er weiß, dass sie nicht recycelt werden, wenigstens nicht auf allen Märkten aufgrund fehlender Infrastruktur oder wenn eine Modefirma die Verbraucher dazu aufruft, die Kleidung zum Recycling zu bringen, obwohl die Statistik zeigt, dass nur ein sehr kleiner Anteil des Textilabfalls wirklich recycelt wird, sind dies Beispiele für gute oder schlechte Praktiken und Kommunikation im Bereich Nachhaltigkeit?

- Leider werden nur 9% der Gesamtmenge an Kunststoff recycelt. Die Realität ist, dass eine sehr geringe Anzahl von Ländern im Recycling und Änderungen des Verbraucherverhaltens erhebliche Fortschritte bei der Infrastration erzielt hat. Die Behauptung recycelbarer Plastikflaschen ist also nur in diesen Ländern sinnvoll. Die Modebranche dagegen sollte zunächst Menschenrechtsfragen in ihrer Lieferkette lösen: moderne Sklaverei, unfaire Gehälter, Exposition gegenüber giftigen Materialien - meiner Meinung nach ist es notwendig, in diesen Bereichen "Reinigung" zu beschleunigen. Schockierend, aber es scheint niemanden zu interessieren, was der unglaublicher Erfolg von Shein bewiesen hat.

Singapur - Land der Zukunft (FotoMike Enerio/Unsplash)Singapur - Land der Zukunft

Können Unternehmen alles haben und Gewinne erzielen, während sie dabei auch die Umwelt und die begrenzten natürlichen Ressourcen respektieren?

- Ich bin der festen Überzeugung, dass Unternehmen Nachhaltigkeit im Rahmen der Wertschöpfung betrachten sollten. Al Gore sagt, wir erleben eine Revolution in Sachen Nachhaltigkeit. Es ist erwiesen, dass Organisationen, die ihre Nachhaltigkeitsreise beginnen, Kosten senken, Einnahmen steigern, besseren Zugang zu Finanzmitteln erhalten, die Mitarbeiterzufriedenheit steigern und den Ruf verbessern können. Deshalb heißt mein Unternehmen ja auch Impact3P. Indem wir ein Gleichgewicht zwischen den Auswirkungen auf die Menschen, den Planeten und den Gewinn (People, Planet, Profit) erreichen, können wir einen Wettbewerbsvorteil schaffen und gleichzeitig ein verantwortungsbewusstes Unternehmen sein.

Heute ist Nachhaltigkeit in aller Munde und überall sehen wir die Labels „eco“, „sustainable“, „zero waste“, „green“, „organic“. Wie können Verbraucher ein wirklich umweltfreundliches Produkt oder eine Dienstleistung von Greenwashing unterscheiden?

- Es ist wirklich ziemlich verwirrend. Ein Teil der Lösung wird die Einführung von Regeln sein. Nehmen Sie zum Beispiel das 'USDA Organic' Label. Das US-Landwirtschaftsministerium muss das Etikett zur Verwendung genehmigen, was es einfach macht, ihm zu vertrauen, selbst wenn wir nicht genau wissen, was die Vorschriften bedeuten. Wir brauchen mehr solcher Beispiele. Auf Verpackungen und in der Werbung sollten nur ausreichende Zertifikate zugelassen werden. Ein weiterer Teil der Lösung besteht darin, dass Werbetreibende und Agenturen Verantwortung für die Vermeidung von Greenwashing übernehmen. Das hat sich in Westeuropa deutlich verbessert, aber anderswo gibt es noch viel Raum für Verbesserungen.

Wie lässt es sich in Singapur leben? Sind die Menschen umweltbewusst?

- Singapur ist ein unglaubliches Land, das sich in den letzten 50 Jahren in etwas Spektakuläres verwandelt hat. Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe in der Zukunft. Allerdings hinkt das Land in Sachen Nachhaltigkeit hinterher, wenn man bedenkt, wie klein und reich es ist. Ich habe sogar einen Artikel darüber geschrieben, in dem ich es mit Deutschland verglich. Einige Bereiche, wie z. B. zellbasiertes Fleisch, haben viele Start-ups angezogen. Generell ist die Nachhaltigkeits-Startup-Szene stark.

Kennen Sie die serbische Geschäftswelt? Wenn ein Unternehmen aus Serbien auf Sie zukommt und Sie um Rat im Bereich Nachhaltigkeit bittet, was würden Sie ihm sagen?

- Ich kann nicht sagen, dass ich mit der serbischen Wirtschaft sehr vertraut bin. Die Säulen, auf denen die Dienstleistungen meiner Agentur ruhen, sind jedoch universell und in verschiedenen Branchen und Territorien anwendbar. Da ich dieses Thema nicht von einem technischen oder buchhalterischen Standpunkt angehe, bin ich gut darin, die Komplexität zu verstehen und Menschen dabei zu helfen, zu erkennen, was wichtig ist und worauf sie sich konzentrieren müssen. Meine Botschaft an serbische Unternehmen ist, dass die wichtigste Entscheidung darin besteht, die Reise zu beginnen, bevor sie von Investoren, Mitarbeitern oder Verbrauchern dazu gezwungen werden.
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