Ivan Simic, Steuerberater - Verringerung der Arbeitslosigkeit ist die bestmögliche Methode für die Bekämpfung der Schattenwirtschaft
Im Rahmen des Internationalen Kongresses der Steuerberater wurde eine informelle Vereinigung der Steuerberater Südosteuropas gegründet, um Steuerberater in der Region miteinander zu verbinden und sie zur Zusammenarbeit zu ermutigen, sagt Ivan Simic, Steuerberater aus Slowenien und der ehemalige Geschäftsführer der Finanzverwaltung von Serbien, gegenüber dem Portal eKapoja. Simic hat eine beneidenswerte Erfahrung in Steuersystemen Serbiens und Sloweniens und ist derzeit Präsident der Vereinigung der Steuerberater Serbiens und der Steuerberaterkammer Sloweniens.
- Steuerberater werden in einigen Staaten als unnötig angesehen, aber ich kann die Erfahrungen aus Slowenien präsentieren kann, wo wir seit 26 Jahren Steuerberater haben. Die Finanzverwaltung arbeitet bei Steuerverfahren eher mit Steuerberatern als mit Steuerzahlern zusammen, weil sie mit Steuernberatern leichter kommunizieren können. Oft verstehen Steuerzahler viele Dinge nicht und sie können dabei von Steuerberatern unterstützt werden. Steuerberaters ist ein sogenannter Freiberuf und in der EU ein Beruf, der nicht gesetzlich geregelt werden sollte. In Slowenien gibt es kein Steuerberatungsgesetz, und wir haben drei Organisationen der Steuerberater. Es ist sehr wichtig, dass Steuerberater von Kunden und der Finanzverwaltung akzeptiert werden.
eKapija: Was hat sich im serbischen Steuersystem im Vergleich zu 2013 verändert, als Sie an der Spitze der Finanzverwaltung waren?
- Mir ist aufgefallen, dass nichts Neues eingeführt wurde. Als ich im August 2012 als Berater des damaligen Finanzministers Mladjan Dinkic in Serbien ankam, nutzten die Steuerzahler in weniger als 1% der Fälle die elektronischen Services. Nach sechs Monaten wurde ich zum Direktor der Finanzverwaltung ernannt und in diesen 11 Monaten meiner Amtszeit haben wir uns ständig darum bemüht, die Steuerzahler davon zu überzeugen, dass elektronische Verfahren und Serices sowohl ihnen als auch der Finanzverwaltung die Arbeit erleichtern können. Deshalb haben wir einen allumfassenden Konto für die Zahlung aller Steuern eingeführt, das ab dem 1. Januar 2014 getestet wurden. Das bedeutet, dass wir von 0,0% auf 100% eingereichte Steuererklärungen übergingen sind. So wurden ein einheitliches Formular und ein Zahlungskonto für alle Steuern und Abgaben eingeführt, die aus Einkünften gezahlt werden. Früher gab es mehr als tausend Zahlungskonten. Bei der Mehrwertsteuer haben wir einen Anstige von 0,32 auf mehr als 50% verzeichnet und am 1. Juli 2014 sogar 100% erreicht. Wir haben auch alles Nötige für die elektronische Abgabe von Jahresabschlüssen von juristischen Personen und Unternehmern vorbereitet, die später eingeführt wurde.
eKapija: Wo gibt es, Ihrer Meinung nach, Raum für die Verbesserung des Steuersystems in Serbien?
- Es gibt sehr viel Raum für Fortschritte und Verbesserungen, vor allem wenn es um die problemlose Funktion des vorhandenen Informationssystems geht. Meine Kollegen aus Serbien rufen mich oft an und sagen, dass sie keine Steuererklärungen abgeben können, weil das System nicht funktioniert. Diese Dinge können passieren, aber sie können nicht zu oft. Hardware und Software der Steuerverwaltung müssen jederzeit die ungehinderte Übergabe aller Dokumente ermöglichen. Auch in der Zeit der größten Belastung.
Eine große Reserve sehe ich in der Erklärung ausländischer Einkünfte. Das ist in Slowenien ein ganz normales Verfahren. Alle slowenischen Steuerzahler können Unternehmen gründen und Bankkonten im Ausland eröffnen. Sie müssen der Finanzverwaltung ihre Beteiligungen an diesen ausländischen Firmen sowie die Namen der Banken und Kontonummern melden. Jedes Jahr müssen sie alle Einkünfte d.h. Zinsen, Dividenden und Kapitalgewinne erklären. Die Finanzverwaltung verfügt auf diese Weise über alle Daten. Sehr gut ist auch die Tatsache, dass diese Daten zwischen den Staaten ausgetauscht werden. Die Slowenische Finanzverwaltung erhält alle Daten von anderen EU-Ländern sowie von allen anderen, mit denen ein OECD-Datenaustauschabkommen unterzeichnet wurde. Ich bin der Meinung, dass solche Daten nicht versteckt werden sollen. Und wenn Serbien solche Entscheidung treffen würde, dass alle, die bereits Konten in anderen Ländern haben, diese innerhalb eines halben Jahres ohne Zahlung einer Strafe melden müssen, würden die Leute es tun, und das würde auch die Steuereinnahmen erhöhen, weil die Leute dannn Dividenden, Kapitalgewinne u.Ä. melden würden.
eKapija: Wie hoch sind Unternehmen in Serbien im Verhältnis zu Slowenien belastet?
- Im Vergleich zu Slowenien sind Unternehmen in Serbien weniger belastet, die Steuern sind niedriger, außer wenn es um Sozialabgaben geht, aber dies ist eine besondere Kategorie, und es gibt keine Möglichkeiten, sich zu verringern, ohne die Rechte, die auf diesen Beiträgen beruhen, einzuschränken. So betragen die Sozialbeiträge zum Lohn in Serbien 38% und in Slowenien 38,2%. Ich spreche über die Belastungen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam haben. Ein großer Unterschied besteht in Slowenien und Serbien bei der Besteuerung des Einkommens der Bürger, insbesondere bei den Löhnen. In Serbien beträgt sie 10% und in Slowenien ist sie progressiv und liegt zwischen 16% und 50%. In Slowenien werden die Beiträge für jedes Gehalt berechnet, unabhängig davon, ob es sich um 20.000 bis 30.000 EUR handelt, und Serbien hat ein Limit. Der Gewinn von juristischen Personen in Serbien wird mit 15% und in Slowenien mit 19% besteuert. Die slowenische Regierung plant, diese Sätze in den nächsten drei Jahren auf 20% und 21% bis 22% anzuheben. Der Zins- und Dividendensatz beträgt 25%, ab dem 1. Januar 2020 ist ein Zinssatz von 30% geplant. In Serbien liegt er bei 15%. Der Kapitalgewinn wird mit 25% versteuert, aber dieser Satz wird jede fünf Jahre gesenkt und erst nach 20 Jahren gibt es keine Besteuerung. Serbien hat einen Steuersatz von 15%.
Einer meiner Vorschläge ist, dass alle nicht bezahlten Steuern aufgrund der absoluten Verjährung aus allen Datensätzen gelöscht werden. Diese Steuern können nicht mehr erhoben werden und es macht daher keinen Sinn, dass sie irgendwo registriert sind. Es ist auch notwendig, mehr Zeit für Mitarbeiter in der Finanzverwaltung sowie für Steuerzahler aufzuwenden.
eKapija: Wie ist Ihre Meinung zur Mehrwertsteuer? Sollte sie reduziert werden?
- Ich denke nicht, dass sie reduziert werden sollte. Anstatt die Mehrwertsteuer zu senken, würde ich eine andere Steuerbelastung oder Unternehmen oder Bürger verringern. Denn selbst wenn wir die Mehrwertsteuer zum Beispiel von 10% auf 9% senken würden, würden die Preise meiner Meinung nach nicht sinken. Die MwSt wird am schnellsten erhoben.
eKapija: Wie lässt sich die Schattenwirtschaft bekämpfen?
- Dieses Problem wird von vielen Experten behandelt, und dies ist das alltägliche Thema verschiedener Treffen. Meiner Meinung nach geht die Schattenwirtschaft am stärksten zurück, wenn die Arbeitslosigkeit gesenkt wird, und das Bewusstsein der Menschen, den Kassenzettel immer mitzunehmen, gestärkt wird. Für eine bessere Kontrolle ist es notwendig, Online-Kassen einzuführen, die eine mehrfache Kontrolle der Rechnungsstellung und sogar die Kontrolle der illegalen Beschäftigung ermöglichen. Als ich an der Spitze der Finanzverwaltung von Serbien war, haben wir alles für die Einführung von Online-Kassen vorbereitet, aber Vertreiber und auf die Wartung und Reparatur von klassischen und veralteten Kassen spezialiseirte Unternehmen sind in die Offensive gegangen und Protestbriefe an den Staatspräsidenten, die Regierung und die Minister geschickt... Und da der damalige Finanzminister Lazar Krstic unsere Idee nicht unterstützt hat, haben wir sie nicht realisiert. Danach habe ich die Steuerverwaltung verlassen. Deshalb hoffe ich, dass sie es jetzt tun werden.
I. Milovanović
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