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Anders Christian Hougaard, Botschafter von Dänemark in Serbien - Wir sind nicht so reich, um etwas zu verschwenden

Quelle: eKapija Montag, 19.02.2018. 01:12
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Anders Christian HougaardAnders Christian Hougaard
Dänische Investoren interessieren sich mehr und mehr für Serbien, sagt Anders Christian Hougaard, Botschafter von Dänemark in Serbien, in einem Interview für eKapija und fügt hinzu, dass sich Erfahrungen von Investoren aus seinem Land für Serbien als sehr hilfreich erweisen könnten.


Hougaard betont besonders die Ergebnisse dänischer Unternehmen in den Bereichen Energie, Umweltschutz und Landwirtschaft.


- In Dänemark wird oft gesagt, dass wir nicht so reich sind, um etwas zu verschwenden. Wir versuchen daher, Energie aus allen möglichen Quellen - Abwasser, Abfälle selbst, Biomasse, Biogas, zu erzeugen. Ich glaube, Serbien würde sehr von dieser Technologie profitieren, die nicht unbedingt teuer oder zu fortschrittlich sein muss.


Wir haben mit Botschafter Hougaard auch darüber gesprochen, was Serbien dänischen Unternehmen bieten kann, wie auch über die Beziehungen und die Zusammenarbeit der beiden Länder in anderen Bereichen.


eKapija: Wie finden Sie die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen unserer beiden Länder? Wie groß war der Warenverkehr zwischen Dänemark und Serbien im vergangenen Jahr und was wurde am meisten gehandelt?


- Ich persönlich glaube, dass es viel Raum für die Verbesserung der Handelsbeziehungen gibt. Die durchgeführten Reformen können diese Beziehungen nur verstärken und mehr Arbeitsplätze und Lohnwachstum für alle Beteiligten schaffen. Nach unseren Daten für 2016 beliefen sich die Warenausfuhren nach Serbien auf rund 122 Mio. EUR, während wir serbische Waren im Wert von rund 52 Mio. EUR importierten.


Wenn es um die Warengruppen geht, die am meisten importiert bzw. exportiert werden, hat man das größte Interesse an allgemeinen Industriemaschinen und -anlagen, Maschinenteilen und Pharmazeutika gezeigt. Dänemark hat einige der stärksten Unternehmen in diesem Bereich und wir freuen uns, dass auch Serbien daran teilnimmt.


eKapija: Sind dänische Investoren daran interessiert, in Serbien zu investieren und in welchem Umfang, und wie oft wenden sich dänische Geschäftsleute an die Botschaft um Rat, wie sie in den serbischen Markt einsteigen können?


- Dänische Investoren interessieren sich in der Tat mehr und mehr für Serbien. Die Wirtschaftsreformen, die in Serbien bisher durchgeführt wurden, haben im Ausland einen guten Widerhall gefunden, so dass wir viele Anfragen aus verschiedenen Branchen bekommen.


Das dänische Außenministerium hat einen sehr aktiven Handelsrat und jede Mission hat einen Handelsberater bzw. -abteilung. Dänische Unternehmen sind sehr geneigt, Botschaften als Ausgangspunkt zu nutzen, wenn sie einen Markt analyisieren oder sich für eine Investition entscheiden.


eKapija: Wie präsentieren Sie Serbien als Investitionsstandort für potenzielle Investoren und wie wichtig ist der Danish Business Club in dieser Hinsicht?


- Die beste "Präsentation" können immer Unternehmen bieten, die hier bereits investiert haben. Aus diesem Grund haben wir den Danish Business Club gegründet, um dänischen Unternehmen, die bereits in Serbien tätig sind, oder solchen, die den Markt erschließen wollen, zusätzliche Unterstützung und Netzwerke zu bieten.

(Fotobibiphoto/shutterstock)
Dänische Unternehmen, die in Serbien investieren möchten, können sie die besten Ratschläge von den hier ansässigen etablierten Unternehmen wie Carlsberg, Grundfos, Novo Nordisk, Danfoss, Ergomade, Healthcare Europe usw. bekommen.


Diese sechs Unternehmen decken fast alle Ecken Serbiens ab und haben genug Erfahrung mit dem Markt.


eKapija: In welchen Bereichen können Unternehmen aus beiden Ländern zusammenarbeiten?


- Ich würde sagen, in allen Bereichen. Nur der Himmel ist die Grenze! Die dänische Wirtschaft basiert auf kleinen und mittleren Unternehmen. Viele von ihnen sind hochspezialisierte Nischenunternehmen, weil sie wissen, dass sie nicht mit großen Marktteilnehmern konkurrieren können.


Wir sind auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung und der grünen Lösungen sehr weit fortgeschritten - wir sind große Patrioten, wenn es um unsere Umwelt gehen und wir kümmern uns darum. Dänemark versucht, auf den Kohleverbrauch für die Energieerzeugung maximal zu verzichten. Wir haben ausgezeichnete Lösungen für Windmühlen, Solarenergie und Müllverbrennungstechnologie.


Wir sagen oft in Dänemark - Wir sind nicht so reich, um etwas zu verschwenden! Wir versuchen daher, Energie aus allem - Abwasser, Abfall selbst, Biomasse, Biogas, zu erzeugen. Ich bin überzeugt davon, dass Serbien von dieser Technologie sehr viel profitieren könnte, weil sie nicht unbedingt teuer oder zu fortschrittlich sein muss.


eKapija: Was sind die größten Vorteile von Serbien, wenn es um Investitionen geht? Was sind seine Nachteile und in welchen Bereichen kann es sich verbessern?


- Ich würde sagen, dass Serbien für Investitionen sehr attraktiv ist, und so versuchen wir es potenziellen neuen Marktteilnehmern zu präsentieren, wollen dabei aber kein rosarotes Bild zeichnen.


Einige der Vorteile, die wir erwähnen, sind fleißige und gut ausgebildete Arbeitskräfte, Regierungs- und Kommunalbehörden, welche die Investoren unterstützen, die Nähe zu Dänemark und die gleiche Zeitzone, ähnliche Mentalität und Geschäftssinn, verschiedene Freihandelsabkommen.


Berücksichtigt wird dabei auch das Preis-Leistungs-Verhältnis, aber ich würde nicht sagen, dass dies für einen Investor die entscheidende Rolle spielt. Sie sind alle für eine lange Zeit hier, also sie müssen alle Elemente berücksichtigen.


Wenn es um Bereiche geht, in denen Verbesserungen nötig sind, stellt die übermäßige Bürokratie eindeutig das größte Problem dar. Ich freue mich zu hören, dass die Digitalisierung auf der Agenda der Regierung ganz oben steht. Das bedeutet nicht nur, dass man die Daten online finden, sondern auch dass man Bürgern Zeit und Geld ersparen kann. Es ist bequemer und transparenter, was die Chancen für Korruption verringert.

Ich bin froh, dass wir einen kleinen Anteil daran hatten, dass die Erteilung von Baugenehmigungen beschleunigt wurde, indem wir einen Besuch in Dänemark ermöglicht haben, bei dem man sich mit den bewährten Verfahren bekannt gemacht hat. Diese Verbesserung hat zu einem Fortschritt im Doing-Business-Ranking beigetragen.


eKapija: Wie viele dänische Unternehmen sind derzeit in Serbien tätig? Wie zufrieden sind sie mit Ihren Geschäftsaktivitäten in Serbien?


- Etwa 40 dänische Unternehmen sind in Serbien tätig. Sie scheinen hier sehr zufrieden zu sein - einige von ihnen, wie Ergomade oder Grundfos, erweitern Produktionskapazitäten. Andere erweitern ihre Teams, wie z.B. NIRAS und COWI.


Einige wie Velux, Danfoss, Novo Nordisk sind seit mehr als 20 Jahren hier. Viele gehören zu Spitzenunternehmen in ihrem Bereich, wie Carlsberg oder DSV Logistics and Shipment. Wir haben wirklich eine Reihe von Firmen hier, und sie sind alle hier zu bleiben!


Aber obwohl sie mit den hiesigen Ergebnissen zufrieden sind, beschweren sie sich noch immer über die große Bürokratie und mangelnde Transparenz in einigen Bereichen. Ganz egal, wie unterschiedlich sie sind, unterstreichen sie alle die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit und Vorhersehbarkeit des Geschäftsumfelds. Die Grundlage für diese beiden ist ein Dialog zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor.


eKapija: Wie präsent sind serbische Unternehmen in Dänemark?


- Leider, nicht zuviel. Wir hoffen, dass sich die Situation ändern wird, wenn sich die Wirtschaft des Landes erholt. Ich glaube, dass Serbien Dänemark viel zu bieten hat.


eKapija: Große dänische Unternehmen sind, wie Sie sagten, in Serbien sehr präsent. Wie interessant ist Serbien für kleine und mittlere Unternehmen, die in Dänemark sehr entwickelt sind?


- Sie haben gut gemerkt, dass der dänische KMU-Sektor sehr gut entwickelt ist. Rund 1 Million Menschen sind bei ihnen beschäftigt, das sind 2/3 der erwerbstätigen Bürger im Land. Auch in Dänemark werden 39% aller öffentlichen Ausschreibungen von KMU gewonnen.


Sie sind extrem wichtige Marktteilnehmer und Arbeitgeber in Dänemark - arbeitssuchende Menschen wenden sich dort nicht an den Staat, sondern auf solche Unternehmen. Es ist daher wichtig, eine Strategie für ihre Entwicklung zu haben. Zusammen mit der einwandfreien Rechtsstaatlichkeit und der Nulltoleranz für Korruption wird ein Umfeld geschaffen, in dem sich solche Unternehmen entwickeln und miteinander konkurrieren können.


Ich glaube, dass es in diesem Bereich noch Raum für Verbesserungen gibt. Dänische KMU sind natürlich auf Nachbarländer wie Deutschland, die Niederlande und andere nordische Länder ausgerichtet. Es ist unsere Aufgabe, Serbien für sie relevant zu machen.


eKapija: Vertreter von DFA (Danish Farmers Abroad) haben Serbien im November besucht und demnächst bekanntgegeben, dass sie daran interessiert sind, ihr Geschäft in unserem Land auszuweiten. Wie lassen sich dänische Erfahrungen im Agrarbereich, in dem Ihr Land zu den Weltführenden gehört, in Serbien implementieren?


- Wir hatten einen sehr guten Besuch von Danish Farmers Abroad im November. Die Botschaft hat ihnen geholfen, ihren Aufenthalt in Serbien und Bosnien und Herzegowina zu organisieren. Es war nicht das erste Mal hier, aber sie waren daran interessiert, die Ortschaften noch einmal zu besuchen und sie besser kennenzulernen. Einige von ihnen sind bereits in der Ukraine und in Russland tätig und kennen daher die Mentalität und das Geschäftsumfeld.


(FotoPORTRAIT IMAGES ASIA BY NONWARIT/shutterstock.com)
In Hinsicht darauf, was wir während des Besuchs gesehen haben, sind die dänischen Erfahrungen in der Landwirtschaft sehr gut anwendbar - von genetischem Material über Produktionstechnologie bis hin zur Produktivität. Lassen Sie es mich noch einmal sagen - wir verschwenden nichts in Dänemark, und ich denke, dass diese Denkweise auf der ganzen Welt implementiert werden sollte!


Ich glaube, wir können zeigen, wie wir die auf dem Konzept der Kreislaufwirtschaft beruehenden Farmen gründen und betreiben und Nutzpflanzen und Tiere viel produktiver einsetzen. Das Schlüsselmerkmal der Dänen ist die Effizienz und ich glaube, dass wir sie in vielen Bereichen, nicht zuletzt in der Landwirtschaft, beherrschen. Ich denke, Serbien sollte unsere Erfahrungen in diesem Bereich maximal nutzen.


eKapija: Im Jahr 2017 haben wir den 100. Jahrestag der Aufnahme regelmäßiger diplomatischer Beziehungen zwischen Kopenhagen und Belgrad gefeiert. Wie sehen Sie die gegenwärtigen wirtschaftlichen und politischen Beziehungen unserer beiden Länder aus?


- Dänemark hatte schon immer gute Beziehungen zu Serbien. Wir müssen uns nicht in allen Angelegenheiten einig sein, aber die Grundlagen unserer Beziehungen sind stark und beide Länder profitieren davon.


eKapija: Als Mitglied der EU unterstützt Dänemark Serbien sehr aktiv auf seinem Weg in die EU. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse, die Serbien in dieser Hinsicht bisher gemacht hat?


- Dänemark ist ein starker Befürworter des serbischen EU-Beitritts. Wir glauben, dass es zur europäischen Familie gehört. Es scheint oft so, als ob die Bedingungen für einen EU-Beitritt strikt sind, aber die Idee dahinter ist es, das Land bei der Erreichung der EU-Standards zu unterstützen, noch bevor es der EU beitritt.


Sobald es stattfindet, kann das neue Mitglied alle Vorteile der Mitgliedschaft völlig genießen. Schließlich sind die durchgeführten Reformen für sie von Vorteil, weil sich die Gesellschaft als Ganzes entwickelt und verbessert und den Lebensstandard für alle Bürger erhöht wird. Es wurde schon viel getan. Sehen Sie sich die Verhandlungskapitel und ihre Fortschritte an. Aber mehr als nur Kapitel haben wir Verbesserungen gesehen - vor allem durch unsere Kontakte mit dänischen Unternehmen, die hier bereits präsent sind.


Es hat mich besonders gefreut zu hören, dass das Umweltministerium gebildet wurde, weil in diesem Bereich viel zu tun ist. Meiner Meinung nach zeigt man so Patriotismus - indem man auf das eigene Land und seine Ressourcen achtet. Wie bereits erwähnt, sind Rechtsstaatlichkeit und Digitalisierung zwei horizontale Schlüsselfragen, die meiner Meinung die Voraussetzung für alle anderen Bereiche darstellen.


eKapija: Wie ist die Zusammenarbeit zwischen Serbien und Dänemark in anderen Bereichen?


- Die Zusammenarbeit ist sehr gut - wir haben gerade die Feier anlässlich der 100 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern beendet. Dänemark hat eine Reihe von Projekten mit Serbien umgesetzt, ich werde nur einige nennen.


Im Verteidigungsbereich waren wir ein bedeutender Geldgeber für die serbische Armee und das Verteidigungsministerium. In Südserbien haben wir erfolgreich das Entwicklungsprojekt "Früchte und Beeren" (Fruits and Berries) durchgeführt, wo mehr als 800 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Wir haben an Projekten teilgenommen, die sich mit Justizreform, Veterinärstandards, Medienfreiheit, Neuansiedlung von Flüchtlingen, Ombudsmann-Institutionen und lokaler Wirtschaftsentwicklung befassen.


eKapija: Können wir neue Aktivitäten der Botschaft ankündigen?


- Es kann gesagt werden, dass unsere Arbeit zwei Ebenen hat - auf einer Seite ist der Handel und auf der anderen Kultur und öffentliche Diplomatie. Wir werden weiter daran arbeiten, den dänischen und serbischen Markt zu verbinden, und unser Bestes geben, um Dänemark den Bürgern in Serbien weiterhin durch Ausstellungen oder Konzerte oder andere Aktivitäten vorzustellen.

Miloš Vlahović

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