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Arne Sannes Bjornstad, Botschafter des Königreichs Norwegen in Serbien - Serbiens Weg in die EU zieht norwegische Unternehmen an

Quelle: eKapija Donnerstag, 04.01.2018. 15:33
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Arne Sannes BjornstadArne Sannes Bjornstad
Serbien gilt als eine gute Produktionsbasis und ein vielversprechender Markt, aber seine EU-Perspektive ist weiterhin der entscheidende Faktor für Investitionen norwegischer Unternehmen, erfahren wir vom Aren Sannes Bjornstad, Botschafter des Königreichs Norwegen in Serbien.

Bjornstad hofft auch darauf, dass die EU-Mitgliedschaft zur Milderung bestimmter Probleme in Serbien beitragen wird.

Norwegen wird deshalb die Möglichkeiten prüfen, Serbien in Bereichen wie die elektronische Verwaltung und Informationssicherheit, wie auch auf anderen verwandten Gebieten, die unser Land helfen könnten, seinen Rückstand gegenüber den entwickelten EU-Mitgliedsstaaten aufzuholen.


eKapija: Wie finden Sie den aktuellen Stand der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen unserer beiden Länder?

- Sehr viel ist seit 2000 passiert, insbesondere in den letzten 10 Jahren. Norwegische Unternehmen wie Telenor, Rapp Marine und UBConnect haben erhebliche Investitionen in Serbien realisiert, und McCann Srbija hat in Norwegen investiert. Im Bereich des Waren- und Dienstleistungsaustausches gibt es jedoch ein großes ungenutztes Potenzial.

Wir nähern uns auch politisch. Der Besuch der serbischen Regierungschefin Brnabic im November 2017 in Oslo und des Außenministers Dacic im Mai, sowie zwei Besuche des norwegischen Ministers für auswärtige Angelegenheiten in Serbien im letzten Jahr beweisen dies.

Es gibt auch eine gewisse militärische Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich der Militärmedizin im Rahmen der UN-Friedensmissionen. Wir dürfen auch nicht die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Hochschulen und den bestimmten Austausch im Bereich der Kultur vergessen.

eKapija: Norwegen gehört zu den wichtigeren Handelspartnern Serbiens. Wie groß war der Warenverkehr zwischen Serbien und Norwegen nach Ihren Angaben im vergangenen Jahr? Was hat Serbien am meisten importiert, und was nach Norwegen exportiert?

- Nach Angaben des Statistischen Amtes der Republik Serbien erreichten serbische Exporte nach Norwegen den Wert von 19 Mio. EUR 2016. Die ersten drei Plätze in der Liste der meistgefragten serbischen Produkte belegen Himbeeren, Honig und Autoteile. Serbien hat zugleich Waren im Wert von 35 Mio. EUR aus Norwegen eingeführt, vor allem chemisch aktive organische Verbindungen, Lachs und Polyethylen.

Die Zusammenarbeit ist am weitesten im Bereich des Ingenieurwesen fortgeschritten, aber es gibt sehr gute Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in der Lebensmittelindustrie wie auch auf dem Gebiet der grünen Technologie.

eKapija: In der letzten Zeit wurden sehr oft norwegisch-serbische Businessforen veranstaltet. Was sind konkrete Ergebnisse dieser Veranstaltungen?

- Ich bin der Meinung, dass norwegische Unternehmen jetzt ein klareres Bild von Serbien haben, sowohl wenn es um Herausforderungen, als auch wenn es um Möglichkeiten geht. Ihre Mitglieder können serbische Politikern zugleich helfen, Hindernisse für die Realisierung weiterer Investitionen aus Norwegen zu erkennen.

eKapija: Wie viele norwegische Unternehmen sind derzeit in Serbien tätig, und wie viele serbische in Norwegen?

– Wir kennen wahrscheinlich nicht alle norwegischen Unternehmen in Serbien, aber wir könen ungefähr 15 nennen, von Telenor bis zu kleinen Unternehmen.

Aber außer dem Unternehmen McCann Srbija, der als ein wichtiger Marketing- und PR-Anbieter über seine Tochtergeselslchaft in Norwegen präsent ist, gibt es nur wenige serbische Unternehmen auf dem norwegischen Markt.

eKapija: Wie oft wenden sich norwegische Unternehmer an Sie um Rat, wenn es um den Einstieg in diesen Markt geht. Wie stelen Sie potenziellen Investoren Serbien als Investitionsstandort vor?

Es ist schwer zu sagen, weil alles hauptsächlich zyklisch geschieht. Wir erhalten Anträge jeden Monat, manchmal aber auch von Unternehmen, die uns bereits um Rat gefragt haben.

Unsere Beratung hängt von der Branche ab, aber wir stellen Serbien meistens als ein guter Investitiosnstandort, wenn man bereit ist, die bestehende Komplexität zu überwinden und Serbien als künftiges EU-Mitglied zu betrachten.

Ich habe den Eindruck, dass sich das Interesse norwegischer Unternehmen an Serbien wieder geweckt hat. Eien neue Investition wurde im letzten Herbst bestätigt.

Einige Investoren wenden sich nicht an die Botschaft, was ein gutes Zeichen darstellt. Das bedeutet, dass sie die HIlfe der Botschaft nicht mehr benötigen, und so etwas ist ganz normal in einer entwickelten Marktwirtschaft. Das bedeutet aber auch, dass wir nicht viel von ihren Investitionen wissen.

Ich haben unlängst einen norwegischen Geschäftsmann bei einem Flug nach Serbien kennen gelernt und von ihm gehört, dass er für eine kleine norwegische Softwarefirma arbeitet, die derzeit eine Niederlassung in Serbien betreibt. Und das war uns unbekannt. Ich bin überzeugt davon, dass es noch mehr solche Beispiele gibt.

eKapija: Was sind die größten Vorteile Serbiens, wenn es um die Ermutigung ausländischer Investoren geht? Was sind unsere Mängel, was lässt sich verbessern?

- Das Verhältnis zwischen Preis und Qualität der Arbeit ist wahrscheinlich der größte Vorteil. Serbien gilt als gute Produktionsbaiss und ein viel versprechender Markt, aber die Perspektive des EU-Beitritts bleibt weiterhin der entscheidende für die meisten norwegischen Unternehmen, weil der EU-Beitritt Serbiens die Exporte in EU/EWR-Länder erleichtern wird. Nicht weniger wichtig ist die Tatsache, dass die EU-Mitgliedschaft vorhersehbare Bedingungen für die Lösung mehrere Probleme norwegischer Investoren schaffen wird.

Die EU-Mitgliedschaft wird sicher zur Milderung bestimter Sicherheitsprobelem beitragen. Bestimmte Technologien sind in Serbien unanwendbar, weshalb bestimmte Dienstleistungen ausschließlich NATO- oder EU-Länder erbringen können.

Ich kann als ein gutes Beispiel das noch nicht genug transparente öffentliche Beschaffungswesen und staatliche Fördermittel nennen, wie auch andere Anreizie für Unternehmen, die in Serbien bereits etabliert sind.

Unternehmer beschweren sich auch wegen zahlreicher "versteckter Steuern" und der Unvorhersehbarkeit von Vorschriften. Ein guter Beispiel dafür ist die bisher obligatorische und sehr teiere Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer Serbien.

eKapija: Norwegen ist sehr aktivi in unserem Land, in verschiedenen Bereichen: vom Bildungswesen, über soziale Eingliederung, Kultur bis Umweltschutz. Können Sie vielleicht neue Aktivitäten der Botschaft in Serbien ankündigen?

- Ich erwarte, dass die Digitalisierung, einer der Prioritäten der aktuellen Regierung, eine wichtige Rolle in diesem Jahr spielt. Serbien hinkt in diesem Bereich hinter anderne europäischen Ländern hinter, während Norwegen an der Spitze ist.

Wir werden verschiedene Möglichkeiten prüfen, um Serbien in Bereichen wie elektronische Verwaltung und Cyber/Informationssicherheit und auf anderen verwandten Gebieten zu helfen.

eKapija: Wir können sehen, dass Norwegen Serbiens Weg in die EU aktiv unterstützt, obwohl es kein EU-Mitglied ist. Wie finden Sie bisherige Ergebnisse Serbiens auf diesem Weg?

- In den letzten Jahren wurden beeindruckende Fortschritte emacht. Es gibt noch viel zu tun, um die Bedingungen für den Beitritt zu erfüllen, aber wenn es politischen Willen dafür gibt, bin ich der Meinung, dass Serbien Fortschritte in Richtung Mitgliedschaft im Rahmen einer von der Europäischen Kommission erwähnten Frist machen kann.

eKapija: Immer mehr serbische Staatsangehörige wandern in den letzten Jarhen nach Norwegen aus, um dort zu leben und zu arbeiten. Gibt es statistische Angaben über die Anzahl serbischer Auswanderer in Norwegen wie auch in welchen Bereichen Norwegen Fachkräfte aus anderen Ländern benötigt?

- Nach Anganbe des Statistischen Zentralamtes Norwegens gibt es rund 7.000 Einwohner in Norwegen, die entweder in Serbien geboren wurden oder mindestens einen Elternteil serbischer Herkunft haben. Der Arbeitsmarkt verändert sich konstant, und es ist sehr schwer für Menschen außerhalb der EU Arbeitserlaubnis für bestimmte Berufe zu bekommen.

Es scheint, dass Berufe in Bereichen wie Technik und Medizin am beliebtesten unter den jüngsten Einwanderern in Norwegen sind. Und unter Berücksichtigung der Defizite auf dem gemeinsamen EU/EWR-Markt werden solche Stellen sehr schnell mit Kandidaten besetzt, die keine Arbeitserlaubnis benötigen.

Miloš Vlahović

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