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Die älteste Schweizer Bank wird aufgelöst

Quelle: FoNet Dienstag, 08.01.2013. 02:51
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Zum ersten Mal hat eine Schweizer Bank gestanden, Amerikanern bei Steuerhinterziehung geholfen zu haben - das Traditionshaus Wegelin zahlt dafür mit seiner Existenz. Auch großen Instituten drohen teure Verfahren. Der Streit könnte zum Ende des Bankgeheimnisses führen.

Die USA haben im Steuerstreit mit der Schweiz ein Exempel statuiert. Die Bank Wegelin, das älteste private Geldhaus der Schweiz, muss wegen der Beihilfe zur Steuerhinterziehung insgesamt 74 Millionen Dollar zahlen. Bereits vor einem Jahr hatte Wegelin mitgeteilt, sich wegen des Skandals aufzulösen. Endgültig soll das Bankgeschäft im März eingestellt werden - wenn ein US-Richter den Vergleich abgesegnet hat.

Das 1741 gegründete Geldhaus geriet im Steuerstreit auch deshalb in den Fokus der US-Ermittler, weil die Führung besonders aggressiv auftrat. So bezeichnete der Chef und Miteigentümer Konrad Hummler das Schweizer Bankgeheimnis als eine Art Asylrecht, als Notwehr gegen den Staat. Er frage die Kunden nie nach der Herkunft der Gelder, sagte er - trotz öffentlicher Warnungen aus den USA. Im Rahmen der Einigung gab die Bank nun zu, Amerikanern geholfen zu haben, Vermögen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar vor dem Fiskus zu verstecken.

Die Summe erscheint auf den ersten Blick überschaubar. Immerhin verwaltet der Schweizer Finanzplatz insgesamt sieben Billionen Franken und liegt damit hinter den USA und Großbritannien auf Platz drei. Doch der Fall Wegelin könnte rasch sehr viel größere Dimensionen annehmen - und die Existenz von großen, systemrelevanten Banken bedrohen. Mittelfristig gerät sogar das Bankgeheimnis in Gefahr, das die Schweizer bislang so trotzig verteidigen.

Der Berner Bankenexperte Peter V. Kunz warnt, das Schuldeingeständnis von Wegelin belaste alle Schweizer Banken. In einer Anlage zum Vergleich mit den US-Justizbehörden schreibt das Geldhaus nämlich, das Verhalten sei "in der Schweizer Finanzbranche üblich gewesen". Das sei zwar eine Spekulation, die juristisch nicht haltbar sei, sagt Kunz. "Aber diese Aussage könnte enorme politische und psychologische Folgen haben." Was er meint: Wenn schon die älteste Schweizer Bank zugibt, die gesamte Branche helfe Steuerhinterziehern, dann könnte dies US-Ermittler zu weiteren, drastischeren Maßnahmen ermutigen.

Auch die Lage für die Schweizer Regierung dürfte nicht gerade einfacher werden. Zwar haben die USA anders als Deutschland bereits ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz, auf dessen Grundlage ab 2014 Informationen fließen sollen. Doch die USA wollen auch noch die Namen der Steuerhinterzieher, die ihr Geld vor 2009 in der Schweiz angelegt haben. Das lehnen die Eidgenossen bislang ab.

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