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Aspirin und Regenschirm im gleichen Regal - Hat die erweiterte Liste apothekenüblicher Produkte die Rolle der Pharmazeuten untergraben oder ihnen eine neue Chance für stabiles Geschäft gegeben?

Quelle: eKapija Mittwoch, 17.01.2018. 02:52
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Podeli

(FotoTyler Olson/shutterstock.com)
Seit einem halben Jahr kann man in Apotheken in Serbien neben üblichen Arznei- und medizinischen Hilfsmitteln, Hygiene- und Hautpflegeprodukten auch Regenschirme, Wasch- und Spülmittel, Socken, Unterwäsche, Toilettenpapier u.a. kaufen. Diese Artikel sind in Apothekenregalen dank einer neuen Verordnung für die Liste apothekenüblicher Produkte gelandet, die am 30. Mai 2017 in Kraft getreten ist.

Aber sogar vor ihrer Verabschiedung wurde der Markt vom Dilemma erschüttert - Ob wir so etwas überhaupt brauchen?

Die Apothekerkammer setzt sich für den Widerruf der Verordnung ein, weil Apotheker nach der Erweiterung des Sortiments keine Zeit für Patienten - für die Beratung, Antworten auf Fragen - haben, sondern nur als Händler, also im Interesse des Gewinns, nach den Prinzipien der Marktwirtschaft handeln. Zuständige im Gesundheitsministerium sind dagegen der Meinung, dass die Verordnung die bessere Versorgung von Apotheken und mehr Zufriedenheit bei Kunden garantiert wie auch dass sie zur Stabilisierung des Apothekengeschäfts führen wird.

Svetlana Stojkov, Präsidenten der Apothekerkammer, erklärte unlängst auf unserem Portal, dass die erweiterte Liste nicht verbindlich ist, wie auch, dass es um die Möglichkeit eines starken Einflusses seitens Inhaber des Kaputals auf die pharmazeutische Gesundheitsversorgung durch Verkaufspläne und Gewinnziele geht, die das ethische Konzept von Arbeit und Prinzipien der pharmazeutischen Branche gefährden können.

- Die Verordnung hat in die Liste der apothekenüblichen Produkte auch diejenigen eingeschlossen, die völlig ungeeignet für Gesundheitseinrichtungen wie Apotheken sind, wie z.B. Regenschirme, Papierwaren, Reinigungsmittel u.Ä. Die neue Regelung verkürzt indirekt die Zeit, die man Patienten und ihrer Gesundheit widmen kann, und statt Apotekern zu ermöglichen, das Dienstleistungsangebot für Patienten weiter zu entwickeln, wird das Sortiment erweitert, um Profitziele der Unternehmen zu fördern - sagte Stojkov.

Mitarbeiter des serbischen Gesundheitsministeriums sind aber anderer Meinung. Die neuen Regeln haben die bisherige Funktionsweise von Apotheken nicht in Frage gestellt. Ihr Inkrafttreten kann den Handel mit Medikamenten als Haupttätigkeit von Apotheken - Einzelhandel mit Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln nicht gefährden. Apotheken werden weiterhin ihre primäre Funktion im Einklang mit der Gesetz über Gesundheitsversorgung und Gesetz über Arznei- und medizinische Hilfsmittel ausüben. Die Geschäftsbedingungen für die Ausübung dieser Tätigkeit wurden nicht verändert, wie auch die Frage des Personals, der Ausrüstung und des notwendigen Raums, die im Einklang mit dem Gesetz über Gesundheitsverordnung zu regeln sind.

- Die Verordnung gibt nur zusätzliche Möglichkeiten für die Erweiterung des Produktsortiments und für die Verbesserung des Sortiments und mehr Zufriedenheit bei Kunden. Alles das soll Apotheken schließlich mehr Stabilität bringen - sagte man im Ministeriums.

Größeres Angebot und Stärkung des Wettbewerbs im Einzelhandel stellen immer eine gute Nachricht für Verbraucher, insbesondere wenn es um ihre positive Auswirkungen aüf den Preisrückgang geht, behauptet man in der Verbraucherorganisation Serbien.

(FotoAleksandar Karanov/shutterstock.com)
- Wir sind der Meinung, dass sich die neue Regelung sehr positiv auf die Endverbraucher auswirken wird - erfahren wir in der Verbraucherorganisation.

Pharmazeuten in der Apothekerkammer glauben aber, dass in Hinsicht auf die aktuelle Anzahl der Apotheken die Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr von der Qualität ihrer Dienstleistungen abhängt, sondern ausschließlich auf den Marktprinzipen beruht. Es scheint außerdem, dass es keinen klaren Unterschied zwischen den "Medikamenten und medizinischen Miteln" und "Konsumgütern" mehr gibt.

- Ohne klaren Unterschied sind Pharmazeuten nur Einzelhändler, die mit Medikamenten genauso wie mit den üblichen Konsumgütern handeln. Die primäre Aufgabe jedes Apothekers ist die fachgerechte Beratung von Patienten und ihre Versorgung mit sicheren Therapien, nach der "5R-Regel" (richtiger Patient, richtiges Medikament, richtige Dosierung, richtiger Zeitpunkt, richtige Applikationsform). Pharmazeuten müssen, außerdem, jeden potenziellen Fehler im Rezept korrigieren, Patienten beraten und ihnen die richtige und sichere Nutzung von Medikmenten, Risiken und Nebenwirkungen erklären.

Das größte Problem der Regelung ist die Tatsache, dass sie vom Minister, und nicht von der Apothekerkammer beschlossen wird, glaubt man in der Kammer.

- Wenn Minister Arbeitsgruppen für die Erstellung eines Gesetzentwurfs oder eines ähnlichen Dokuments bildet, ist es üblich, die Empfehlungen der von ihm gewählten Experten zu akzeptieren. In diesem Fall ist das Gegenteil passiert. Man hat eine Regelung beschlossen, die Einstellungen der Branche widerspricht, in Übereinstimmung mit der Wirtschafts-, statt mit der Apothekerkammer, und mit Verbraucherorganisationen statt mit Patienten. Das letzte erklärt viel - so Stojkov.

Im Gesundheitsministerium hat man uns bestätigt, dass es verschiedene Anforderungen bezüglich der Liste der apothekenüblichen Produkte gegeben hat. Einige haben ihre Verkürzung, andere die maximale Erweiterung verlangt. Unter Berücksichtigung aller Einstellungen wurde eine Kompromisslösung nach dem Vorbild der EU- und unserer Nachbarländer vorgeschlagen.

Und diejenigen, die von der Verordnung direkt betroffen sind - Apotheker, haben keine präzise Einstellung zu dieser Frage, und sind auch nicht bereit, darüber öffentlich zu sprechen. Inoffiziell gestehen sie, dass die neue Regelung ihre Möglichkeiten in bestimmter Weise erweitert, behaupten aber auch, dass die Qualität der Dienstleistung den höchsten Wert für sie hat. Am wichtigsten ist, laut ihren Worten, dass ihre Kunden mit der erbrachten Dienstleistungen zufrieden sind, damit sie zurückkehren. Das ist ihre Weise, die immer härtere Konkurrenz zu bekämpfen.

- Das breitere Sortiment wird die Rolle nicht erheblich beeinflussen, weil sie alle wissen, dass sie sich in erster Linie um die Gesundheit ihrer Kunden kümmern müssen, und erst dann als Händler handeln können - sagten die Apotheker.

Sie präzisierten nicht, ob und in welchem Maß sie ihr Sortiment mit neuen, genehmigten Artikeln bereichert haben, sowie wie groß das Interesse der Verbraucher daran ist.

- Für uns ist es immer gut, dass wir die Nachfrage unserer Kunden befriedigen können. Die Dienstleistungsqualität und das Wohlbefinden unserer Patienten spielen die wichtigste Rolle für uns.

Niemand in der Verbraucherorganisation Serbiens NOPS war bereit zu sagen, ob und in welchem Maß die Regelung die Rolle der Pharmazeuten auf Kosten von Patienten untergräbt, in Hinsicht darauf, dass der Schutz der Interessen und der Gesundheit der Patienten mit besonderen Regelungen außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs geregelt sind. Bisher gab es aber keine Beschwerden von Verbrauchern über Apothekenleistungen.

Ivana Bezarević

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